Inklusive Praxis

Entwicklung einer inklusiven Lernumgebung durch inklusive Praxis

In den letzten Jahren wurden Fortschritte bei der Förderung inklusiver Praxis im Bewegungsunterricht erzielt. Dies wird in den Resultaten des DIPPE-Fragebogens veranschaulicht, in dem 60% der Lehrkräfte die Einbeziehung in den Bewegungsunterricht an Grundschulen in ihren Ländern als wichtig einstuften und 65% ein gutes oder sehr gutes Kompetenzgefühl bei der Förderung inklusiver Praxis im Bewegungsunterricht angaben. Trotz dieser Fortschritte ist es offensichtlich, dass eine Reihe von Faktoren bestehen bleiben, die Inklusionsversuche für Kinder mit und ohne zusätzlichen Bedarf in Frage stellen: Lehrplandruck, Zeitbeschränkungen, Umwelteinschränkungen, Ressourcen und Einstellungen der Lehrkräfte (De Corby et al., 2005Classroom Teachers and the Challenges of Delivering Quality Physical Education. The Journal of Educational Research, 98(4), 208-220; Morgan & Hansen, 2008, NCCA,2010aCurriculum Overload in Primary Schools: experiences and reflections from the learning., 2010bCurriculum Overload in Primary Schools: an overview of national and international experiences.).

Inklusiver Bewegungsunterricht sollte alle Kinder durch positive, aussagekräftige und entwicklungsgerechte Lernerfahrungen miteinbeziehen (Wrench and Garrett 2018Diversity and Inclusion. In G., Griggs & K. Petrie (Eds.), Routledge Handbook of Primary Physical Education (pp. 134-144). Abingdon: Routledge.); Morrison & Gleddie, 2019Interpretive case studies of inclusive physical education: shared experiences from diverse school settings, International Journal of Inclusive Education.). Daher liegt der Schwerpunkt dieser Online-Ressource auf der Bereitstellung von curricularer und pädagogischer Unterstützung für Lehrkräfte des Bewegungsunterrichts in der Primarstufe, um eine inklusive Lernumgebung zu entwickeln.

Florian (2015)Conceptualising inclusive pedagogy: The inclusive pedagogical approach in action. In J. M., Deppeler, T., Loreman, R., Smith & L., Florian (eds), Inclusive Pedagogy Across the Curriculum. Vol. 7. (pp. 11-24). Bingley: Emerald Group Publishing Limited. beschreibt inklusive Praxis als Konzentration auf die individuellen Bedürfnisse von Lernenden im soziokulturellen Kontext des Lernens. Dementsprechend steht die Lehrkraft im Mittelpunkt der Schaffung eines Umfelds und von Bedingungen, unter denen die Inklusion gedeihen kann.

Um Lehrkräften bei der Entwicklung inklusiver Praxis zu helfen, werden in dieser Ressource die vier Grundprinzipien, die von der UNESCO (2005)Guidelines for inclusion: ensuring access to education for all. zur Unterstützung inklusiver Praxis hervorgehoben wurden, anerkannt:

  • Inklusion ist ein Prozess.

  • Inklusion befasst sich mit der Identifizierung und Beseitigung von Barrieren.

  • Bei Inklusion geht es um die Anwesenheit, Teilnahme und Leistung aller Kinder.

  • Inklusion legt einen besonderen Schwerpunkt auf diejenigen Lerngruppen, bei denen das Risiko einer Marginalisierung, Ausgrenzung oder Untererfüllung besteht.

Diese Grundsätze werden eingesetzt, um den in dieser Ressource befürworteten Ansatz der inklusiven Praxis zu untermauern.

Um die Lehrkräfte bei der Entwicklung einer inklusiven Lernumgebung für ihre Schüler/innen zu unterstützen und die Inklusion in ihre Praxis einzubetten, wurden ein Funktionsplan und ein Rahmen für Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen entwickelt.

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Inclusion process

Darüber hinaus zeigt das folgende Diagramm die Hauptkomponenten der inklusiven Praxis im Bewegungsunterricht an Grundschulen. Diese Komponenten interagieren ständig miteinander, da sie jeweils zum Inklusionsprozess beitragen. Durch Klicken auf jede Komponente werden die Überlegungen erläutert, die Lehrkräfte in ihrer Praxis anstellen können, um die Inklusion zu fördern.

  • Lehrkräfte untersuchen ihre eigenen Annahmen in Bezug auf Normen und Hierarchien innerhalb der Gesellschaft.
  • Lehrkräfte denken über als selbstverständlich vorausgesetzte Vorstellungen von Bewegungsunterricht nach, insbesondere in Bezug darauf, was, wie und warum unterrichtet wird!
  • Schätzen Sie Vielfalt – Betrachten Sie Unterschiedlichkeit als einen wesentlichen Aspekt der menschlichen Entwicklung!.(ModuleChronic conditions)
  • Kennen Sie die Kinder, bauen Sie Beziehungen auf – berücksichtigen Sie die Bedürfnisse, Lernhindernisse und das angemessene Maß an Unterstützung für jeden Lernenden.
  • Denken Sie daran, dass die Behinderung nicht im Mittelpunkt stehen sollte, sondern die Fähigkeiten des Kindes, um sicherzustellen, dass das Kind sein Potenzial erreicht!. (ModulePhysical capabilities)
  • Ermutigen Sie die Kinder, sich auszudrücken, um zu artikulieren, was sie können und was ihnen schwerfällt. Fragen Sie die Kinder, welche Unterstützung sie benötigen!. (ModuleGross and Fine Motor skills)
  • Hören Sie auf die Stimme des Kindes, auf die Eltern des Kindes und auf andere, wie z. B. Therapeuten/innen, die mit dem Kind arbeiten!. (ModulesPhysical capabilities, Chronic conditions)
  • Seien Sie reaktionsschnell – folgen Sie den Interessen der Kinder!. (ModuleVerbal and non-verbal communication)
  • Unterstützen Sie jedes Kind dabei, im Bildungskontext aufzublühen!.
  • Bieten Sie den Lernenden die Möglichkeit, unabhängig zu arbeiten und Verantwortung für den Lernprozess zu übernehmen!
  • Schaffen Sie ein Klima des Vertrauens und der Unterstützung zwischen Kindern!. (ModuleAttention and Concentration)
  • Ermutigen Sie Gleichaltrige, indem Sie den Kindern beibringen, sich gegenseitig zu verstehen und sich gegenseitig positiv zu unterstützen!. (ModuleGross and Fine Motor skills)
  • Achten Sie darauf, wie Sie als Lehrkraft und die Kinder durch Körpersprache und nonverbale Hinweise (z. B. Mimik, Gesten, Augenkontakt) kommunizieren!. (ModulesVerbal and non-verbal communication, Physical capabilities, Chronic conditions)
  • Loben und anerkennen Sie die Bemühungen der Kinder!. (ModuleVerbal and non-verbal communication)

 

  • Schaffen Sie eine sichere, unterstützende Lernumgebung, die sich auf Respekt konzentriert und Kinder dazu ermutigt, bei Bedarf um Hilfe oder Klärung zu bitten!. (ModulesVerbal and non-verbal communication, Sensory)
  • Entwickeln Sie umfassende Lernmöglichkeiten für alle Lernenden!
  • Passen Sie die Umgebung, Ressourcen und Bewegungssituationen an, um sicherzustellen, dass Lernerfahrungen für alle Lernenden entwicklungsgerecht und zugänglich sind!. (ModuleGross and Fine Motor Skills)
  • Geben Sie Kindern Raum, falls erforderlich eine Auszeit zu nehmen!. (ModulesChronic conditions, Physical capabilities)
  • Verwenden Sie visuelle Reize wie Bilder, um Bedeutung zu vermitteln!. (ModuleVerbal and non-verbal communication)
  • Schaffen Sie eine entspannte, positive Lernumgebung!. (ModuleVerbal and non-verbal communication)
  • Minimieren Sie während des Unterrichts und bei mündlichen Anweisungen Hintergrundgeräusche, damit sich Kinder auf verbale Informationen konzentrieren und diese verarbeiten können!. (ModuleVerbal and non-verbal communication)
  • Nehmen Sie Kontakt mit externen Anbietern, die am Bewegungsunterricht beteiligt sind, auf und unterstützen sie diese!. (ModuleSensory)
  • Neubewertung und Entwicklung des Lehrplans und der damit verbundenen Pädagogik, um den Bedürfnissen von Kindern mit und ohne zusätzliche Bedürfnisse gerecht zu werden.
  • Fragepraxis:
    • Was wird gelehrt?
    • Warum wird es gelehrt?
    • Wie wird es gelehrt?
  • Fördern Sie einen Dialog des Respekts, der Toleranz und der Einbeziehung in den Lehrplan!
  • Um die Bedürfnisse aller Lernenden bestmöglich zu erfüllen, ändern und passen Sie Folgendes an:
    • Unterrichtsstrategien
    • Gruppierungen
    • Aktivitäten
  • Stellen Sie eine Reihe von differenzierten Lernerfahrungen bereit, welche die Erfahrungen, Bedürfnisse und Fähigkeiten der Lernenden widerspiegeln, und fördern Sie die Wahl der Schüler/innen!
  • Ermutigen Sie die Erforschung von Bewegungen auf verschiedene Weise!
  • Bevorzugen Sie Teilnahme!
  • Zeigen Sie eine positive Einstellung zum Lernen und geben Sie konstruktives, individuelles Feedback!
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